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3.21.1 Musik diesseits und jenseits der Grenzen


Rudolf Frisius

Musik dieseits und jenseits der Grenzen

Alternatives Hören im 20. Jahrhundert: Konkrete Musik

"Konkrete Musik" ("musique concrète") ist ein Schlagwort, bei dem sich die Geister scheiden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat es eine ähnlich exponierte Sonderrolle gespielt wie Atonalität, Zwölftönigkeit und Mikrotonalität in den fünf vorausgegangenen Jahrzehnten. Die Bereitschaft, Tradiertes radikal in Frage zu stellen und nach neuen Wegen zu suchen, verbindet sich in Musik, auf die solche Schlagworte gemünzt sind, mit der Kraft des Widerstands gegen rasch wechselnde Moden, aber auch mit dem Willen zur geduldigen Arbeit an langfristigen Veränderungen, auf denen auch spätere Gegenerationen aufbauen können.

Die konkrete Musik entwickelt Alternativen zu Vorstellungen, die vorher selbst in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch utopisch erscheinen konnten. Als Pierre Schaeffer die ersten Produktionen dieser neuen Musikart 1948 im Pariser Rundfunk zur Sendung brachte, begann eine neue Ära der Musik und der Hörkunst. Alle überlieferten Vorstellungen von musikalischer Komposition sind in ihr gleichsam vom Kopf auf die Füße gestellt: Der Komponist beginnt nicht mit einer abstrakten Klangvorstellung, die, zunächst in einer Partitur fixiert, später von Interpreten in eine konkrete klangliche Realisierung verwandelt werden kann. In der konkreten Musik ist es vielmehr genau umgekehrt: Sie geht aus von der konkreten Klangerfahrung. Klänge werden zunächst als reale
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