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1.2.4 HELENE.DOC


Rudolf Frisius

Iannis Xenakis: À Hélène (1977)

Der Titel des Chorstückes "À Hélène" verweist auf die Helena-Tragödie des Euripides, der der Text dieses Chorliedes entnommen ist. Dieser zweistimmige Chor soll ohne Vibrato, gleichsam im Klange ungeschulter, "bäurischer" Stimmen gesungen werden. Die Rhythmik ist denkbar einfach gehalten, so daß jeder metrischen Einheit des Textes derselbe Zeitwert entspricht (eine Achtelnote als Grundeinheit, im Sinne des "chronos protos" der altgriechischen Theorie). Auch folgt einfachen Gestaltungsprinzipien, mit vorwiegend kleinen Schritten im engen Tonraum. Die Tonbewegungen richten sich nach den melodischen Akzenten des Textes: Akzentuierte Silben werden (in der Oberstimme) auf einem höheren Ton gesungen. (Die Unterstimme läuft der Oberstimme rhythmisch parallel; sie folgt also dem für diese maßgeblichen Sprachrhythmus, aber nicht ihrer Sprachmelodie. Sie bewegt sich melodisch eigenständig und bildet mit der Oberstimme in satztechnisch unorthodoxer Weise bald konsonante, bald dissonante Intervalle.) Die in einfacher Weise rhythmisierten Verse unterscheiden sich in der musikalischen Ausgestaltung vor allem durch den Tonvorrat, den Tonumfang und die oberen Grenztöne. So artikuliert sich der Chorgesang als musikalisch stilisierte quasi-archaische Rezitation eines antiken Textes.
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