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4.17 Ake Parmerud


Ake Parmerud

Ake Parmerud

Les objets obscurs

14'43''

"Les objets obscurs" entstanden in 18 Tagen intensiver Arbeit im Studio des GRM im Juli 1991.

Da ich eine Einladung zur Arbeit in dieser sehr ehrenwerten Institution erhalten hatte, schien es mir ganz natürlich, ein Stück zu komponieren, das Bezug nahm auf die historische Situation, die der GRM repräsentiert. Das Konzept und das Material ebenso wie die Kompositionsweise können in jeder Weise mit den klassischen Begriffen der "musique concrete" in Verbindung gebracht werden.

Ich denke, daß dieses Stück sich durch seine gesprochenen Worte selbst erklärt, aber eine Bemerkung drängt sich auf.

"Les objets obscurs" ist ein Ensemble kurzer Rätsel, das teils die Charakterzüge jedes musikalischen Satzes , teils das Klangobjekt, auf dem jeder einzelne Satz aufgebaut ist, beschreibt.

Ein kleiner Text stellt jedes Rätsel vor, dem sogleich sein klingendes Gegenstück folgt. Das gesamte Klangmaterial jedes einzelnen Satzes stammt von einem "ganz gewöhnlichen" physikalischen Objekt.

Die Ausgangsidee ist ein Satz, ein Objekt.

Am Ende des Satzes wird die Lösung aller Rätsel angeboten. Aber diese Lösungen bilden zusammen ein neues Rätsel. Dieses "innere" Rätsel scheint keine Antwort zu geben. Die Texte stammen von mir und werden gelesen von Madame Dominique Andrieux.

Über Ake Parmerud

Geboren 1953 in Lidköping, Schweden.

Hauptberuflicher Komponist und Künstler ist Ake Parmerud set 1978. Er hat außer Musik auch Photographie studiert und bis 1972 als Photograph gearbeitet.

Der Katalog seiner Werke umfaßt die Bereiche Instrumentalmusik, Elektroakustische Musik, Multimedia und Video. Seine Musik hat internationale Beachtung gefunden, und seine Werke wurden bei verschiedenen Anlässen mit Preisen ausgezeichnet. (1. Preis des internationalen Festivals für elektroakustische Musik in Bourges, 1990 Förderpreis Prix Ars Electronic für die Komposition "Stringquartett) Mehrere Jahre lang hat er im Studio GMS (dem Electronic Music Studio of Stockholm) gearbeitet, wo viele seiner Werke realisiert worden sind. Gegenwärtig arbeitet er in einem Privatstudio. Er hat ein außerordentlich sensibles Unterschei-dungsvermögen für Klänge und ihre Interaktion und einen ausgeprägten Sinn für technisches Raffinement.

Seit 1987 unterrichtet er Computermusik und Komposition am Konservatorium Göteborg.

Stéphane Roy

Stéphane Roy

Crystal Music (1993

14'40''

Materielle Substanzen und Klangsubstanz haben noch nie in so engem Zusammenhang miteinander gestanden wie heute im Bereich der "unsichtbaren" Lautsprechermusik. "Crystal Music" - ein Werk, das zu dieser Musikart gehört - ist eine Musik der Formen, der Farben und der Klangstoffe, die durch kinetische Energien und durch Perspektivbildungen im Inneren des Werkes ausgeformt werden.

Wie ein kostbares Glas wurde das Material erweitert, in eine Form gegossen, verwandelt in den größten Schmelzofen des Studioexperiments. Wie das Kristall ist es ziseliert durch die Einbildungskraft, die seinen transparenten Strukuren die Kraft der Illusion verleiht.

Jenseits der reinen Materie gibt es bestimmte Bilder von verwirrten Geräuschen in realistischen Collagen, aber auch rhetorische Wendungen mit Brüchen und gegensätzlichen Beziehungen zwischen musikalischen Personen; gespannte Knoten, die plötzlich von der Fantasie einer Arabeske überwunden werden.

"Crystal Music" entwickelt sich in einer wuchernden Schreibweise, in der der Klangstoff so verwendet wird, wie andere Farben verwenden, die sie in einer nervösen und eckigen Zeichentechnik abkratzen: So tritt ein plastischer Gestaltungewille hervor, der immer wieder einen dramatischen Ausdruckswillen enthüllt.

Diese Werk, das zum großen Teil mit dem Programm Common Lise Music komponiert wurde, hätte nicht komponiert werden können ohne die technische Unterstützung und die außerordentlich günstigen Bedingungen, von denen ich 1992 im Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) der Universität Stanford profitiert habe.

Ich danke der Musik-Fakultät der Universität Montrèal dafür, daß sie mir ihre Studios für die Vollendung dieses Stücks zur Verfügung gestellt hat.

"Crystal Music" ist ein Auftragswerk der Association pour la Création et la Recherche en Electroacoustique du Québec (ACREQ), subventioniert vom Conseil des Art du Canada.

Das Werk erhielt de 1. Preis der Jury des "Prix International Noroit-Leonce Petitot 1993" für die Komposition dramatischer Musik.

Über Stéphane Roy

Geboren 1959 in Saint-Jean-sur Richelieu, Québec,Kanada

Die Werke von Stéphane Roy wurden ausgezeichnet auf den Wettbewerben von Bourges, Luigi Russolo, Ars Electronica und Newcomp; gespielt wurden sie in mehreren europäischen Ländern und in Amerika. Die Entwicklung dieses Komponisten ist direkt beeinflußt vin Untersuchungen, die er im Bereich der musikalischen Analyse durchführt, vor allem in der Analyse von elektroakustischen Werken, die ausgeht von Theorien der Wahrnehmung und der musikalischen Semiotik.

Stéphane Roy schrieb eine Dissertation im Bereich von Analyse an der Universität von Montréal, einer Institution, an der er Hörwahrnehmung und elektroakustische Techniken unterrichtet. Er ist Gastkomponist des Centre de Musique Canadienne (CMC), der Communauté Electroacoustique Canadienne und der Inernational Computer Music Association (ICMA).

Alistair MacDonald

Alistair MacDonald

Kilim(1993)

10'10''

"Kilim" betrachtet die Improvisation als Antwort auf sein Ausgangsmaterial, das viele improvisierte Instrumentalklänge enthält. Die Komposition umrahmt eine Reihe von Klangspuren, die wie Entspannungsfelder und Kadenzen gebildet sind, die längere Passagen umspannen und den Materialien, die sie hervorbringen, einen Rhythmus aufprägen.

Reine Klänge werden in komplexen Kombinationen verwendet, um Gesten, Objekte oder Teile von Texten zu erzeugen, und oft ist ihre Rolle ambivalent.

Das Interesse dieser Komposition richtet sich darauf, das Dilemma aufzulösen, daß darin besteht, daß man den Klängen erlaubt, instrumental wiederekennbar zu sein, all ihre Energie zu bewahren -und daß man die Klänge trotzdem benutzt, um Gesten "unsichtbarer Musik" zu erzeugen.

Über Alistair Mac Donald

geboren 1962 in Doncaster, Großbritannien.

Er arbeitet als Komponist, Interpret und Lehrer im Bereich der elektroakustischen Musik. Seine Werke sind oft gesendet worden und vier Stücke wurden auf CD veröffentlicht. Er ist aktives Mitglied der Sonic Arts Network ( einer britischen Organisation für elektroakustische Musik) und von BEAST ( eine Komponistengruppe und ein System zur Klangwiedergabe in Birmingham) einer Gruppe mit der er regelmäßig Konzerte gibt und pädagogische Aktivitäten auf allen Leistungsstufen durchführt.

Über Framcois Bayle

geboren 1932 in Tamatave, Madagaskar.

1970 beginnt Francois sein erstes musikalisches Großprojekt mit "l`Expérience Acoustique" 1969-72. Es gehört zu einer Reihe von Projekten, die er später mit "utopischen" Begriffen benannt hat und die angelegt sind als Suiten der durchlaufenden Entwicklung oder der Initiation (Grosphére 1980, Son Vitesse-Lumière 1984, Aérotomes 1988, Fabulae 1992 und der anschließend begonne Zyklus "la Mam Vide"

Seit 1966 war er als Verantwortlicher des GEM aktiv. Im Studio experimentierte er mit neuen Geräten, die Francois Coupigny entwickelt hat, insbesondere mit dem ersten, mit einer spannungsgesteuerten Kontrollmatrix versehenen Modularsynthesizer. Im Bereich der musikalischen Sprache schlägt er vor, den Begriff des Objektes zu ergänzen durch den des energetisch dynamischen Prozesses.

Für die Musikwiedergabe im Konzert hat er eine orchestrale, räumlich differenzierte Disposition der Klangprojektion entworfen - das Acousmonium (Lautsprecherorchester).

Unter seinen zu dieser Zeit entstandenen Werken seien genannt, Jeîta ou murmure des eaux 1970 (ein Werk, das vor "L´Expérience Acoustique" volllendet wurde) und das (auf L´Expérience Acoustique folgende) Purgatoire aus der Divine Comédie 1972

Veröffentlichungen:

musique acousmatique 1993 (INA - Buchet/Chastel)

Francois Bayle - parcours d´un compositeur 1994

( Musique et Recherches - Lien - Annette Vande Gorne)

Francois Bayle

Francois Bayle

La fleur future(1994)

12'

Zurückgeschleudert durch eine kreisende Energie, durch die Darlegung einer Szene, einer Landschaft mit harmonischen Persönlichkeiten, fügen sich die zerstreuten Elemente wieder zusammen. Eine Figur kommt zuletzt an - der vergängliche Moment.

Ich dachte - aber, weil dies jenseits des hörbaren Bereichs liegt, konnte ich mich damit nicht inspirieren - an diese schönen Zeilen von Borgès, wo die neue Allianz, die neue Erfahrung, die die Vibrationen hervorruft, sie verknüpft und wieder löst, besungen wird.

"Noch unglaublicher, daß eine göttliche Blume oder eine Phantasieblume die Zukunftsblume ist, diese widersprüchliche Blume, die sich aus Atomen zusammensetzt, welche heute andere Plätze einnehmen und deren zukünftige Anordnung noch nicht festgelegt ist."

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